Ernst Mach
21.08.2001
Ernst Mach - Physiker, Philosoph und Wissenschaftstheoretiker.
Wenn man sich mit Einsteins
Biografie beschäftigt, und sei es auch nur oberflächlich, so stößt man unweigerlich auf einen bedeutenden österreichischen Physiker des 19. Jahrhunderts. Die Rede ist von Ernst Mach (1838-1916).
Der Physiker und Philosoph Ernst Mach
befasste sich Ende des 19. Jahrhundert neben anderem auch mit der kritischen Analyse der Grundlagen der Mechanik. Eines seiner wichtigsten Werke ist
Die Mechanik in ihrer Entwicklung - historisch kritisch dargestellt (erste Auflage 1883), welches eine Untersuchung des damaligen Kenntnisstandes der Mechanik beinhaltete. Mach
selbst ist dem breiten Publikum heute vielleicht weniger bekannt. Möglicherweise verbindet der eine oder andere mit diesem Namen die sogenannte Machzahl, die in der Flugzeugtechnik Bedeutung
erlangte. Erreicht ein Flugzeug die Schallgeschwindigkeit, so hat es Mach 1 erreicht. Mach 2 bedeutet somit doppelte Schallgeschwindigkeit.
Mach wird gern als heuristischer Wegbereiter der Allgemeinen Relativitätstheorie missverstanden; und Einstein
selbst bezeichnete sich in diesem Zusammenhang als "Schüler" Machs. Auch auf erkenntnistheoretischen Gebiet hatte Mach
Wesentliches geleistet und gilt als Mitbegründer oder zumindest als einflussreichster Vertreter des Empiriokritizismus, welcher von Richard Avenarius (1843-1896) gegen 1890 entwickelt wurde. Erwähnenswert vielleicht ist die Tatsache, dass einer der
schärfsten Gegner Machs ein Russe war namens Wladimir Iljitsch Uljanow (1870-1924), der in seinem philosophischen Hauptwerk
Materialismus und Empiriokritizismus unter anderem heftig gegen den "Machismus" polemisierte. Uljanow dürfte unter dem Pseudonym Lenin wohl bekannter sein. (Aber dies nur am Rande.)
Wie auch immer man einzelne erkenntnistheoretische Anschauungen Machs bewerten mag, so scheint es wichtig zu sein, dass er sich kritisch mit dem gegebenen Erkenntnisstand auseinander
setzte und zu Schlussfolgerungen kam, die auch heute bedeutsam sein könnten. Hier ein Zitat aus seiner "Mechanik" (E. Mach
, Die Mechanik in ihrer Entwicklung, Leipzig 1933, Nachdruck: Darmstadt 1991, S. 251.):
Man wird zugleich erkennen, dass für das historische Verständnis einer Wissenschaft nicht nur die Kenntnis der Gedanken wichtig ist, welche von den Nachfolgern angenommen worden sind, sondern dass
mitunter auch flüchtige Erwägungen der Forscher, ja das scheinbar ganz verfehlte, sehr wichtig und belehrend sein kann. Die historische Untersuchung des Entwicklungsvorganges einer Wissenschaft ist sehr
notwendig, wenn die aufgespeicherten Sätze nicht allmählich zu einem System von halbverstandenen Rezepten oder gar zu einem System von Vorurteilen werden sollen. Die historische Untersuchung fördert
nicht nur das Verständnis des Vorhandenen, sondern legt auch die Möglichkeit des Neuen nahe, indem sich das Vorhandene eben teilweise als konventionell und zufällig erweist.
Mittlerweile ist mehr als ein Jahrhundert vergangen, ein Jahrhundert, in dem die Entwicklung der Physik eine unvorhersehbare Entwicklung nahm. Einen Teil dieser Entwicklung (Anfänge der
Quantenphysik und der Relativitätstheorie) mochte Mach sicherlich noch verfolgt haben, konnte sich aber krankheitsbedingt nicht mehr aktiv damit beschäftigen. (Einstein
selbst war enttäuscht, dass die Allgemeine Relativitätstheorie bei Mach nicht auf die von ihm erhoffte uneingeschränkt positive Resonanz stieß. Dies liegt m. E. daran, dass der Machsche
Denkansatz auf einer völlig anderen Ebene angesiedelt ist, der mit den Einsteinschen Folgerungen nur oberflächlich verbunden ist.)
Es ist durchaus legitim, der Aussage "Die historische Untersuchung des Entwicklungsvorganges einer Wissenschaft ist sehr notwendig, wenn die aufgespeicherten Sätze nicht allmählich zu
einem System von halbverstandenen Rezepten oder gar zu einem System von Vorurteilen werden sollen." gerade in der heutigen Zeit uneingeschränkte Gültigkeit beizumessen.
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